Malen im Dreiklang mit Bauch, Kopf und Herz.

Wäre es nicht schön, nur intuitiv aus dem Bauch heraus zu malen? Endlich mal den Kopf loslassen und einfach drauf los egal was sich zeigt auf der Leinwand des Lebens? Oft genug bemerkte ich in all den Malprozessen, dass die Realität doch eher anders ist. Kaum ist der erste Pinselstrich die erste Kritzellinie oder bionische Linie, wie es in der Neurographik® heißt vollbracht, meldet sich auch schon der Kopf und plappert je nach Tagesverfassung und Stimmung. Kritisch bemerkt er sofort, ob sie richtig oder falsch verläuft, den eigenen Vorstellungen entspricht und das Gewünschte wirklich abgebildet ist. Der intuitive Bauch hat plötzlich nix mehr zu sagen bei der Zensur durch den Kopf, der gerne alleine herrschen würde.

Schauen wir uns diese zwei Vertragspartner auf Lebenszeit genauer an, stellen wir fest, dass jeder eine einzigartige Aufgabe zu erfüllen hat.

Der intuitive Bauch,


der als Energiezentrum in der Körpermitte sitzt und alle emotional und gefühlsbestimmten abgespeicherten Erfahrungen beherbergt, treibt uns direkt zur Tat an. Um Emotionen und Gefühle bewusst wahrzunehmen, braucht es Körperempfindungen. Das Grummeln im Bauch, das Zittern in den Beinen, eine Wärme, die sich im Körper ausbreitet.

Es gibt verschiedene Ansätze in den Emotionstheorien, welche Emotionen zu den Basisemotionen zählen, die bei jedem Menschen zu finden sind und die jeder kennt. Ich beschränke mich auf die 7 Basisemotionen Furcht, Ekel, Verachtung, Wut, Freude, Traurigkeit und Überraschung, die Paul Ekman empirisch nachgewiesen hat. Sie sind nicht kontrollierbar, stereotyp und laufen automatisch im Körper ab, wenn ein Reiz erfolgt. Dieser Reiz löst ein komplexes Zusammenspiel chemischer und neuronaler Reaktionen aus, die wir willentlich nicht steuern können. Es läuft ein archaisch automatisches Überlebensprogramm, das jeden Reiz in Bruchteilen von Sekunden auf Freund oder Feind prüft, um in einer vermeintlichen Gefahrensituation augenblicklich kämpfen oder flüchten zu können. Im schlimmsten Fall erstarren wir aus Furcht und sind wie gelähmt.

Furcht ist real, Angst nicht. Dieser Unterschied ist wichtig, wenn wir uns selbst beobachten und unsere Körperempfindungen reflektieren.

Gefühle sind etwas sehr Persönliches und ein komplexes Zusammenspiel aus Hirnregionen, Sendungs- und Antworteigenschaften der Nervenzelle, Transmittern (Botenstoffe), komplexen Verknüpfungsmustern mit anderen Hirnstrukturen und Umweltreizen, die über die Sinne auf das Körpersystem einwirken. Gespickt mit einer Portion Bewusstsein sagen sie dem Denken (Kopf), wohin es laufen soll. Gefühle sind aber auch eine Mixtur aus Emotionen und eigenen Vorstellungen, was bedeutet das unsere Gedanken Einfluss auf unsere Gefühle haben und umgekehrt.

Der rationale Kopf,

der große Denker, der die langfristigen Folgen bedenkt und den eigenen Willen innehat, lässt gerne mal die Bedürfnisse und Gefühle außer acht. Er analysiert, reflektiert, bewertet, begründet mit Logik, Ursache und Wirkung. Permanent steht er im inneren Dialog mit dem gesamten Köpersystem. Würde er nicht mehr denken, wäre sein Thron, auf den er sich selbst setzte, in Gefahr.

Diese beiden Gegenspieler kann ich auch während meines Malprozesses beobachten und interessante Zusammenhänge entdecken zwischen mir als Körper und meiner Leinwand des Lebens, auf der ich gerade male.

Doch was ist, wenn diese zwei sich ständig bekriegen und sich keine Ruhe einstellen will. Es braucht einen Dirigenten im Kampf um das ENTWEDER (Bauch) ODER (Kopf).

Das stille Herz,

der dritte Vertragspartner auf Lebenszeit gibt den Takt des Lebens an. Es sorgt dafür, dass es nicht nur ein entweder/oder gibt, sondern auch ein sowohl/als auch. Arbeitet vollkommen selbstlos und ist in der Lage, mit einem Herzschlag, das ganze Körpersystem zum Stehen zu bringen. Es führt im Dreiklang die Vertragspartner auf Lebenszeit und macht uns im Wesen als Menschen aus. Der Führung des Herzens vertrauen, ihm zuhören und es einbinden in die Entscheidungen von Bauch und Kopf, das ist unsere Aufgabe, damit die Einzigartigkeit unseres Wesenskerns in voller Pracht erblühen kann. Denn das Herz mit seiner Weisheit und Liebe weiß viel mehr, als wir bewusst wahrnehmen.

Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.

Blaise Pascal

Diese Kraft des Herzens befähigt uns zu einer ganzheitlichen, ausgewogenen Wahl. Stiftet Frieden und lässt uns unsere Mitte wiederfinden. In dieser Mitte laufen alle Fäden zusammen. Emotionen, Gefühle, Gedanken, Impulse, Signale vom Bauch oder Kopf.

Schaffe ich es im Malprozess dem Herzen wirklich die Führung zu überlassen, kann ich sehr fein spüren, wenn ich aufmerksam bin, welche Entscheidungsmomente sich stimmig anfühlen, zu mir passen und sich eine innere Friedlichkeit einstellt. Oder es bleibt eine gewisse innere Unruhe, was darauf verweist, dass mein Herz seine Zustimmung mittels seiner Resonanz nicht gegeben hat, und ich spüre deutlich, das etwas noch nicht stimmig ist.

Malen mit dem Herzen

ist der eigenen inneren Führung zu vertrauen und der direkte Weg zu mir selbst. In der unendlichen Welt der Möglichkeiten werde ich stets gefordert, Entscheidungen zu treffen. Da macht es in meinen Augen Sinn, diese mit Herz, Bauch und Verstand zu finden. Bauch und Verstand sind wertvolle Ratgeber z. B. bei der Farbwahl.

  • Auf welche Farbe habe ich intuitiv Lust?
  • Welcher Farbton zieht mich magisch an?
  • Welches Gefühl verbinde ich mit der ausgesuchten Farbe?
  • Fügt sich die Farbe in die mir eigene Farbharmonie ein.
  • Oder passt sie zu meinem erlernten Wissen über Farbkombinationen?

Fragen über Fragen, die nach einer Entscheidung rufen. Wem überlasse ich die Antwort? Natürlich meinem Herzen, wenn alles erkundet ist, denn sowohl als auch haben Bauch und Kopf ihre Welt der Argumente und Zweifel, die alle gehört, gesehen und gefühlt werden wollen. Wenn es kein Herz gäbe, das all die Fäden zusammenzieht für eine stimmige Entscheidung, würde mein Bild nie fertig und ich nie zufrieden.

Fazit

Lernen wir unserem Herzen zu vertrauen, egal wie seltsam, verrückt, leicht oder schwer der Weg auch sein mag für uns. Mit Herzensbildern schenken wir der Welt unseren eigenen Ausdruck. Er zeigt sich in der eigenen unnachahmlichen Handschrift der Linien, Kritzeleien, Kompositionen und künstlerischen Gestaltung unserer Bilder, fernab von Wertungen. Das Herz mit seiner unendlich innewohnenden Liebe öffnet uns den Raum, indem absichtsloses Malen und Gestalten möglich wird.

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